Tag 45 nach der Diagnose.


Tag 45 nach der Diagnose.

45 Tage ist es schon her, dass bei unserer lieben Penny Unregelmäßigkeiten bei den Blutwerten festgestellt worden sind, dass Kreatinin und Harnstoff über den oberen Rand des Normbereichs gerutscht sind. Ein SDMA-Test, der eine konkretere Aussage zur Nierenfunktion machen kann, wurde nachgefordert und brachte Gewissheit: Penny leidet an einer chronischen Niereninsuffizienz, die auch schon relativ weit fortgeschritten ist. Ich habe gefühlt 40 Tage gebraucht, um mich mit der Situation abzufinden bzw. sie so zu verdrängen, dass ich normal weiterleben kann, auch mal wieder mit ihr schimpfen kann, wenn sie allzu frech und stur war, ihr auch mal ein Keksfangspiel abschlagen konnte, wenn ich der Meinung war, sie hat nun wirklich genug gefuttert.

Dann kam die letzte Woche. Schon am Montag ging es Penny nicht gut. Ihr war sehr schlecht, sie fraß Gras, aber kein Futter, war müde und antriebslos. Bei mir gingen sofort die Alarmglocken an. Klar, sie hat schon seit Jahren Probleme mit einem empfindlichen Magen, doch Übelkeit kann auch ein Symptom einer fortschreitenden Niereninsuffizienz sein. Ich war sehr wachsam, und als diese Situation ein zweites Mal am Donnerstag eintrat, bin ich bereits am Freitag mit ihr zum Tierarzt gefahren, um den eigentlich erst in ein paar Tagen fälligen ersten Kontrolltermin unter Medikamenten vorzuziehen.

Und das war gut so, denn auch wenn Penny mittlerweile wieder deutlich besser drauf ist, waren die heute übermittelten Ergebnisse katastrophal. Der ACE-Hemmer, den sie nun seit knapp sieben Wochen nimmt, hat den SDMA-Wert zwar deutlich in den Normbereich gesenkt, doch Harnstoff und Kreatinin sind trotz Medikamente regelrecht explodiert im Vergleich zur vorherigen Progression. Seitdem steht die Welt für uns wieder still. Wir müssen noch genauere Absprachen treffen, aber schon am Freitag hatten wir mit unserer Tierarztpraxis besprochen, dass Penny eine Nierendiät wird einhalten müssen, wenn sich ihre Werte verschlechtern. Das nehmen wir nun in Angriff. Das Problem ist nur: Die Niere verlangt nach protein- und phosphorarmer Ernährung, die Leishmaniose nach purinarmer. Beides zusammenzubringen ist fast unmöglich. Im Prinzip müssen wir nun für Penny entscheiden, was sie eher umbringen soll: die Niere oder die Leishmaniose. Dass sie bei einer weiter dekompensierenden Niereninsuffizienz eine deutlich niedrigere Lebenserwartung hat als bei einer jetzt noch ganz gut eingestellten Leishmaniose, ist unbestritten. Also stellen wir ab heute Abend die Ernährung um. Ich bin eine überzeugte „BARFerin“. Das BARF gegen ein industrielles Nass- oder Trockenfutter zu ersetzen, tut mir in der Seele weh. Doch im Moment bin ich noch nicht gut genug über alle Optionen informiert, um es anders zu machen.

Konzentriertes Denken fällt mir heute eh nicht leicht. Zu viel geht mir im Kopf herum. Wie lange noch? Wie wird es enden? Wird sie leiden? Werden wir die letzte Entscheidung für sie treffen oder nimmt sie uns das ab? Wie wird Kira damit umgehen, die so gar nicht zum Einzelhund geeignet ist und Penny abgöttisch liebt? Sie wird eine riesige Lücke in unserer Familie hinterlassen.

Penny wirkt nach wie vor fröhlich und lebensfroh, ist aktiv und hat immer großen Appetit. Manchmal sehe ich sie an und denke, die lügen doch alle! Sie ist nicht todkrank. Vielleicht kommt sie auch noch länger mit der Situation klar, als wir alle denken. Wir müssen jetzt alles für sie geben und in acht Wochen wieder schauen. Was bleibt uns anderes übrig?

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