Oktober 2015. Da ist sie nun, unsere Penny. Erst vor knapp fünf Wochen ist unsere erste große Hundeliebe, die Deutsche Dogge Murphy, nach langer schwerer Krankheit ins Regenbogenland umgezogen. Niemals hätte ich es für möglich gehalten, dass ich so schnell wieder einen Hund haben würde. Doch ich musste einfach. Ich habe nicht nur meinen Mörf, wie ihn die Community in unserem sozialen Netzwerk gerne nannte, vermisst. Ich habe die bedingungslose Liebe und Treue eines Hundes ganz generell vermisst. Die Tage ohne Hund kamen mir endlos und leer vor. So war es klar, dass ich mich schnell nach einem neuen vierbeinigen Familienmitglied umschaute. Es sollte wieder ein Hund aus dem Tierheim oder Tierschutz sein, ein Rüde, schon aus dem Gröbsten raus, also etwa anderthalb Jahre. So war der Plan. Etwas kleiner als der Mörf sollte er sein, damit ich alleine besser mit ihm umgehen kann, ihn alleine tragen kann, wenn er mal krank wird, ihn halten kann, wenn er mal ausflippt. Nach einigem Hin und Her fand ich dann bei einem örtlichen Tierschutzverein die Penny, die allerdings damals noch Pitti hieß. Daher dachte ich ehrlich gesagt auch, sie sei ein Rüde. Dass der vermeintliche Rüde zu diesem Zeitpunkt erst fünf Monate alt war, hatte mich zwar ein bisschen abgeschreckt – ich hatte keinerlei Erfahrung mit der Erziehung von Welpen; ich hatte noch nicht einmal Kinder. Doch er war süß. Das erschien mir in diesem Moment wesentlicher. Groß würden wir ihn schon irgendwie kriegen.
Pennys Ankunft in Deutschland
Ich war dabei, als er in Deutschland ankam, und habe mich einfach nur in die Mitte des neunköpfigen Welpenirrsinns gesetzt, der da aus den Transportboxen krabbelte, und habe alle Welpen beobachtet. Pitti gefiel mir, weil er nicht nur so süß war, sondern auch so vorsichtig und schüchtern. Er ist sofort bei der ersten Gelegenheit in die nächstbeste freie Box (es war eine Katzenbox) reingekrabbelt, weil es ihm zu aufregend war mit den vielen fremden Menschen und den vielen kleinen Hunden. Das fand ich sympathisch.
Irgendwann kam er dann zu mir und schnüffelte an meiner Hand; ich durfte ihn mal hochnehmen. Und wie ich diesen süßen Wurm so hochnahm, ihn auf Augenhöhe vor mein Gesicht hielt und seinen ultraniedlichen nackten Babybauch bewunderte… ja, da staunte ich nicht schlecht. Da fehlte irgendwas. Ich hatte ja keine Ahnung von Welpen. Ich hatte ernsthaft im ersten Moment gedacht, der „kleine Pitti“ ist bei einem Welpen so klein, dass man ihn vielleicht noch gar nicht richtig sieht. Bis mich die nette Dame vom Tierschutz aufklärte, dass Pitti eine junge Dame sei. Okay, sie ist fünf Monate, nicht 18 Monate. Sie ist eine Sie, kein Er. Sie ist gar nicht das, was ich eigentlich gesucht hatte. Trotzdem. Das Bauchgefühl sagte, sie ist es wert, sie näher kennenzulernen.
Glücklicherweise kam Pitti zu einer Pflegemama, mit der ich mich nicht nur im Vorfeld schon ganz gut verstanden hatte, sondern die auch noch zufällig in einem benachbarten Dorf wohnte. Ich hatte also die Möglichkeit, die Kleine nochmal zu besuchen und mich mit ihr zu beschäftigen. Ich musste keine überstürzte Entscheidung treffen.
Am folgenden Wochenende durfte ich Pitti in seinem… ‘Tschuldigung: in ihrem vorübergehenden Zuhause besuchen. Oh je, wie süß sie war! So herzerweichend mit ihren Riesenbabyohren und ihrem dauerwackelnden Schwänzchen. Ich hätte sie am liebsten sofort eingepackt und mitgenommen, aber da gab es noch ein kleines Problem: Mein Mann wollte eigentlich zu diesem Zeitpunkt noch keinen neuen Hund.
Der Tod seines besten Freundes Mörf hing ihm noch sehr nach, auch die Einschränkungen und nicht zuletzt auch die Kosten, die wir mehr als ein Jahr durch Murphys schwere Krankheiten hinnehmen mussten. Ich wollte unbedingt wieder einen Hund, wollte aber auch nichts über den Kopf meines Mann hinweg entscheiden. Das war eine sehr schwierige Situation.
Zum Glück hatte die Pflegemama Verständnis und schlug vor, uns mit Pitti mal zu Hause zu besuchen. In einer vertrauten Umgebung sei es vielleicht leichter für meinen Mann, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen (und die Vorkontrolle für den Tierschutzverein konnten wir damit auch gleich abhaken).
Pennys erster Besuch bei uns
Am darauf folgenden Sonntag kamen uns die Pflegemama und Pitti also besuchen. Ich war so aufgeregt! Alles sollte schön sein für die kleine Maus. Ich hatte ihr bereits ein Bettchen und ein Deckchen hingelegt, ein paar Spielzeuge, die ich noch vom Mörf hatte, ein paar kleine Bällchen und kleine Näpfe hatte ich vorher noch schnell gekauft – obwohl ja eigentlich noch gar keine Entscheidung gefallen war. Mein Mann war immer noch sehr skeptisch und dem neuen Hund gegenüber nicht gerade positiv eingestellt. Ich hatte Angst, dass das schief geht.
Da fuhr es endlich vor, das Auto mit unserem Besuch. Mein Mann blieb am Gartenzaun stehen, ich ging der Kleinen entgegen, die fröhlich aus dem Auto hopste… und schnurstracks im Passgang an mir vorbeieierte, direkt auf meinen Mann zu. Eine winzige Handvoll Hund mit fliegenden Ohren. Und das Grinsen meines Mannes wurde immer breiter. Ich hätte vor Freude fast geheult.
Pitti hatte sich schnell bei uns zurecht gefunden, hat sich im Haus alles angeschaut, war total interessiert und gut drauf. Mein Mann und ich hatten uns noch kurz vorher darüber unterhalten, was mein Mann sich denn für Regeln für den neuen Hund wünschen würde. Denn falls die Pitti bei uns einziehen sollte, dann sollten wir ihr gleich heute schon bestimmte Sachen untersagen, die sie auch in Zukunft nicht dürfe. Mein Mann sagte, er würde sich lediglich wünschen, dass der neue Hund nicht mit in die Küche geht. Hygiene und so.
Okay. Nun war es aber so, dass die Pitti meinem Mann vom ersten Moment an auf Schritt und Tritt folgte, auch in die Küche zum Kaffeeholen. Sie war noch so klein, dass jede Stufe ein fast unüberwindbares Hindernis darstellte. Aber Pitti strengte sich an, wollte bei meinem Mann sein. Ich schaute ihn fragend an, hatte noch seine Hygienebedenken im Ohr, aber mein Mann sagte nur „Ach, lass…“. Während die Pflegemama und ich Kaffee tranken und uns unterhielten, setzte mein Mann die Kleine auf seine Hand (so klein war sie tatsächlich!) und ging mit ihr nach draußen…. „ihr den Garten zeigen“. Ich denke, damit war alles gesagt.
Ich musste leider noch ein paar Dinge erledigen: einige Sachen besorgen, Urlaub einreichen etc. Daher konnte ich unser neues Familienmitglied erst drei Tage später, drei unheimlich lange Tage später, abholen. Währenddessen äußerte mein Mann, dass er den Namen Pitti für ein kleines Mädchen total besch*** findet. Er durfte ihr einen neuen Namen geben. Er machte dann aus Pitti unsere heutige Penny. Als Abkürzung für den griechischen Mädchennamen Penelope, um ihrer Herkunft ein bisschen gerecht zu werden.
Ja, so hat die kleine Penny-Maus meinen Mann rumgekriegt und hat ihren Weg zu uns gefunden. Wie sie unser Leben seitdem komplett auf den Kopf stellt, soll sie euch aber lieber selbst erzählen. Es ist ihre Story. Ich werde mich nur zwischendurch mal kurz zu Wort melden, wenn die Fantasie und ihre etwas verzerrte Selbstwahrnehmung mit ihr durchgehen.
Nur so nebenbei zum Abschluss: Ich hätte bei meinem ersten Aufeinandertreffen mit ihr niemals gedacht, dass sie zu der Draufgängerin wird, die sie nun ist, die uns kaum eine Minute durchatmen lässt vor lauter Flausen im Kopf. Ich habe mich oft gefragt, was wohl aus den draufgängerischen Welpen geworden ist, die ich an diesem ersten Tag kennen gelernt habe. Die liegen vermutlich nun irgendwo lethargisch unter irgendeinem Küchentisch. Aber nicht schlimm.
Alles ist gut so, wie es ist. Und wie schrieb eine Freundin aus der Community erst neulich so treffend? Jeder bekommt den Hund, den er verdient.