Das Thema Stubenreinheit…


Das nächste Thema, von dem ich euch berichten möchte, soll das  Thema Stubenreinheit im Allgemeinen sein. Ja, mit reiner Stube war es nach meinem Einzug erst einmal vorbei. Ich war knapp fünf Monate alt und gerade mal ein paar Tage vorher vom immer sonnigen Kreta ins regnerische Deutschland eingereist, und war es gewohnt, überall hinzupieseln und hinzuka… äh, überall da ein putziges Häufchen hinzumachen, wo es mir gerade in den Sinn kam. Alles war okay. Aber kaum in einem angeblich besseren Leben angekommen, war die Befriedigung eines meiner grundlegendsten Bedürfnisse plötzlich „Pfui! Ganz großes Pfui!“ Ich sollte… das glaubt ihr nicht! … ich sollte nach dem Einzug in mein Für-immer-Körbchen plötzlich raus ins miese Wetter und mein Geschäftchen auf dem Rasen erledigen! Auf dem kalten und feuchten Rasen! Ich!!! Nee, das ging gar nicht. Ich fand den dicken Flauschteppich im kuschelwarmen Wohnzimmer viel angemessener für eine Prinzessin. Der kitzelte so toll am Babypoppes!

Immer wenn ich also Anstalten machte, dass ich mal muss… auf dem Teppich herumschnüffeln und dabei immer im Kreis um eine attraktive Stelle eiern… wurde ich sofort geschnappt, hochgerissen und in die Kälte gezerrt. Und da standen wir dann und haben gewartet. Und gewartet. Und gewartet. Im strömenden Regen. Ich habe kein Pipi gemacht. Konnte ich ja nicht. Hatte keinen Teppich. Nachdem mein Frauchen oder der Große – oder im Idealfall beide – komplett durchgeregnet und frustriert mit mir wieder reingegangen waren in die warme Stube, habe ich mich hingehockt und auf den Teppich gepinkelt. Und was haben die Menschen daraus gelernt? Richtig. Das nächste Mal einfach länger durchhalten und noch länger im Regen stehen, wenn ich mal wieder anzeige, dass ich muss. Und was habe ich daraus gelernt? Das nächste Mal einfach nicht großartig signalisieren, dass die Blase drückt, sondern einfach im vollen Galopp eine Vollbremsung machen, runter den Poppes, Pipi machen und weiterrennen. So schnell, wie ich dabei war, konnte mich niemand packen und raustragen.

Das schrie nach einem Strategiewechsel seitens der Menschen. Die Menschen dachten, dass ich vielleicht generell nicht gerne in den Garten mache, also sind sie zu festen Zeiten mit mir in freier Wildbahn herumgelaufen. Sie nannten es Gassi. Na ja, das heißt, gelaufen sind wir eigentlich nicht. Ich habe in dem Alter ja noch mit meiner Umgebung gefremdelt. Wir haben eigentlich eher an der nächsten Ecke herumgestanden. Stundenlang. Das war Frauchen peinlich. Die Nachbarn. Ihr wisst, was ich meine. Ich mich aber lösen und mein Frauchen damit erlösen? Nö. Ich hatte eine Babyelefantenblase, wenn es darauf ankam. Egal, wie lange wir draußen waren… Wir betraten das Haus, mein Geschirr wurde abgemacht und ich rannte ins Wohnzimmer und machte erst einmal so richtig Pipi. Meine Menschen waren echt alles in diesen Tagen: gestresst, ärgerlich, ungeduldig, hoffnungslos, zweifelnd, desillusioniert, resigniert, dann wieder doch sehr geduldig, weil in dem schlauen Hunderatgeber stand, man solle das gefälligst sein mit so einem kleinen Fratz wie mir. Auch ein bisschen angeekelt von den schmatzenden Geräuschen, wenn man durchs Wohnzimmer läuft, waren sie aber auch komplett geflasht davon, wie niedlich ich war. Sonst. Ich war eine lebende Achterbahn der Gefühle. Ja, das war ich.

Also vor dem tatsächlich in Erwägung gezogenen One-Way-Ticket-zurück-nach-Kreta noch ein letzter Strategiewechsel. Wir sind in ganz kleinen Abständen und immer zur selben Zeit, also konkret zwischen 06:00 Uhr morgens und 23:00 Uhr abends immer zur vollen Stunde rausgegangen. Leckerchen und Partyhütchen immer bereit, falls es im Garten passiert. Und dann tatsächlich – kaum hörte der Dauerregen mal für ein paar Tage auf, fand ich es im Garten auch gar nicht mehr so schlecht. Das herbstliche Laub kitzelte mich fast genauso toll am Poppes wie der Flauschteppich. Und jedes Mal, wenn ich Pipi im Laub gemacht habe, gab es zudem mir zu Ehren eine Riesenparty im Garten. Das war cool (wenn auch nicht weniger peinlich vor den Nachbarn als das Rumstehen an der Ecke). Und irgendwann nach ein paar Wochen wurden die Wohnzimmerunfälle weniger und weniger. Ich mochte meine Gartenpartys. Ich glaube, mittlerweile kann man die Stube tatsächlich wieder als rein bezeichnen, auch wenn meine Menschen das vor drei Monaten niemals nicht für möglich gehalten hätten. Also, liebe Junghundbespaßer: Nicht aufgeben! Das wird. Irgendwann!

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