Warum ein Hund aus dem Tierschutz?


Warum ein Hund aus dem Tierschutz?

Ich möchte hier kurz erzählen, warum wir uns für Hunde aus dem ausländischen Tierschutz entschieden haben, obwohl diese Entscheidung auch mit gewissen Risiken verbunden ist. Man weiß in der Regel wenig über die Vergangenheit der Hunde, es gibt ein gewisses gesundheitliches Risiko durch bestimmte, regionale Erkrankungen (wie zum Beispiel Leishmaniose oder andere Mittelmeerkrankheiten), und es besteht durchaus das Risiko, an eine nicht seriös arbeitende Organisation zu geraten, wenn man sich nicht ausreichend und verantwortungsvoll informiert.

Nun ist es aber so, dass ich von Grund auf davon überzeugt bin, Second-Hand-Hunden die Chance auf ein schönes Leben bieten zu wollen. Es gibt so viele fantastische Hunde, die nicht gewollt werden oder aus anderen Gründen ihre Familie verloren haben, so dass nicht extra ein neuer Hund für mich „produziert“ werden muss. So ein toller Hund war unser Murphy, den wir im örtlichen Tierheim gefunden hatten.

Das war nach Murphys Tod im Jahr 2015 auch unsere erste Anlaufstelle, als wir uns auf die Suche nach einem neuen Familienmitglied gemacht hatten. Leider war dort kein geeigneter Hund für uns dabei. Die wenigen Hunde, die in unserem relativ kleinen Tierheim lebten, waren entweder sozial mit bestimmten Personengruppen oder anderen Tieren nicht verträglich oder waren schon sehr alt oder krank. Der neue Hund sollte mich unbedingt ins Büro begleiten. Ein Hund, der keine Männer, Frauen oder Kinder mag, würde auf der Arbeit ggf. Probleme mit sich bringen. Und die fast einjährige, schwere Krankheit von Murphy hat mich so stark getroffen, dass ich es noch nicht hätte verkraften können, einen alten und/oder kranken Hund zu adoptieren und ihn in kurzer Zeit wieder sterben zu sehen. Ich weiß sehr wohl, dass gerade diese Hunde am dringendsten eine liebevolle Familie bräuchten, doch ich konnte es in diesem Moment einfach nicht.

Ich habe mich in einem anderen regionalen Tierheim umgesehen, ohne hier sagen zu wollen, in welchem. Auf der Website konnte ich Informationen zu bestimmt 40 Hunden nachlesen, doch bis auf einer (!) waren alle als „nicht familientauglich“ deklariert. Fast alle waren so genannten „Kampfunde“ oder „Kampfhund-Mixe“ mit und ohne Aggressionsproblemen. Ich persönlich bin nicht der Meinung, dass es „Kampfhunde“ gibt, doch so sehen das nicht alle Menschen, und ich war mir sicher, dass es nicht gut ankommen würde, wenn ich mit einem Pitbull im Büro auftauchte (so sehr ich diese Rasse auch mag). Meine persönliche Nachfrage nach Details zu einigen der Hunde oder nach eventuell weiteren Hunden wurden harsch zurückgewiesen. Ich war sehr erschrocken über diese Abfuhr an eine ernsthafte Interessentin.

Ich fing an, deutschlandweit über Tiervermittlungsportale zu suchen, und wurde tatsächlich schnell fündig! Gleich sechs Hunde, die zu meinen groben Vorstellungen passten, hatte ich herausgesucht und die entsprechenden Tierheime kontaktiert. Ich hatte eine kurze Vorstellung meiner Person und meiner Lebensumstände mitgeschickt: finanziell unbefristet sehr gut gestellt im Eigenheim mit eigenem, ausbruchsicherem Garten in Waldnähe. Hobbys: laufen, wandern. Hundeerfahrung auch mit Problemhunden vorhanden, der neue Hund kann unter Umständen mit ins Büro kommen. Klingt doch gar nicht so schlecht, oder? Ja, dachte ich auch. Aber ich war entsetzt über das Feedback. Zwei Tierheime hatten mir gar nicht erst auf mein Adoptionsgesuch geantwortet, obwohl die jeweiligen Hunde definitiv noch nicht vermittelt waren. Von den verbleibenden Einrichtungen haben mir zwei sehr viele Fragen gestellt, waren aber sehr, sehr skeptisch, ob wir in der Lage sind, einen Hund aufzunehmen. Man wollte sich noch einmal bei mir melden – was nie passierte. Und zwei haben mir tatsächlich gesagt, dass ich keinen Hund bekomme, wenn ich berufstätig bin. Wie bitte? Ich hatte noch einmal deutlich gemacht, dass mein Job absolut hundefreundlich ist: Einzelbüro, ein Kollegium, das sich schon sehr auf einen Office Dog freut. Ich habe weitgehend flexible Arbeitszeiten und konnte zum damaligen Zeitpunkt rund 40% meiner Arbeitszeit im Homeoffice erledigen. Und wenn ich vor Ort arbeiten musste, lag mein Arbeitsplatz ganz direkt an einer riesigen Parkanlage mit Wiesen, Teichen und einer Hundeauslauffläche. Nein, no way. Kein Hund bei Berufstätigkeit. Ahhhh, verstehe: Hunde werden nur an Lottogewinner vermittelt, denn Rentner sind vermutlich nicht mehr aktiv genug, Arbeitslose haben vermutlich nicht genug Geld für die Versorgung eines Hundes, und Berufstätige haben per se zu wenig Zeit. Tja, da mir das Warten auf einen Lottogewinn zu lange gedauert hätte (denn vielleicht wäre ich dann schon wieder zu alt für einen Hund gewesen), habe ich angefangen, mich bei Tierschutzvereinen umzusehen.

Dabei war es mir wichtig, dass die Organisation mit örtlichen Pflegestellen zusammenarbeitet, so dass ich ggf. die Chance hatte, den Hund kennen zu lernen. Ungesehen hätte ich wohl keinen Hund adoptiert, denn auch wenn ich wahrscheinlich fast alle Hunde mag, heißt das nicht, dass alle Hunde mich mögen. So war der neue Plan.

Tatsächlich bin ich so auf den Tierschutzverein Südkreta e.V. gestoßen, der so viele zauberhafte Hunde im Angebot hatte, dass es mich schon fast skeptisch gemacht hat. Ich habe dann dennoch eine Anfrage gestartet für einen Hund, von dem ich heute weiß, dass er Pennys Bruder war. Leider – oder zum Glück – hatte er schon zu viele Interessenten, doch man schlug mir, nachdem man mich sehr intensiv telefonisch über meine Lebensumstände interviewt hatte, andere Hunde vor, die zu mir passen könnten. Sie waren alle etwa so groß und so alt wie der Hund, der mich ursprünglich interessiert hatte, und so wurde ich auf unsere Penny aufmerksam. Wie wir sie dann letztendlich kennen gelernt und adoptiert hatten, lest ihr in weiteren Beiträgen: Da ist sie, unsere Penny

Eine Sache möchte ich auf jeden Fall noch einmal deutlich sagen: Das hier soll keine Diskreditierung von Tierheimen an sich sein. Ganz, ganz viele Tierheime leisten einen fantastischen und engagierten Beitrag zum Tierschutz, es sind nur meine ganz persönlichen Erfahrungen bei dieser einen Vermittlung. Wie gesagt, unser Murphy stammte aus einem Tierheim, und hier kümmerte man sich liebevoll um ihn, und die Vermittlung lief professionell und zuvorkommend. Das Tierheim wird auch in Zukunft meine erste Anlaufstelle sein, wenn es darum geht, einen vierbeinigen Mitbewohner zu finden, auch wenn wir hoffen, dass das erst in ganz, ganz vielen Jahren der Fall sein wird.

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